16.4.14

ZWISCHENZEIT MIT MEINGEFANGEN

Bevor ich Meingefangen kannte, kannte ich >On The Pattern<. Mich zu begeistern ist schwierig, aber dieses Projekt, die nachfolgenden Worte, sowie das heutige Gericht haben es auf anhieb geschafft. Hinter all dem steckt Franziska, Textil- und Flächendesignstudentin aus Berlin. Sie kann nicht nur formidabel Stricken, Kochen und Schreiben, sondern auch wunderbare Fotos schiessen. Ihr Worte bringen meine Zwischenzeit Gedanken auf den Punkt: >Ich hab in Verdacht, dass im Erreichen klarer Gedanken das eigentliche Geheimnis des Fastens liegt. […] Meinen Fokus möchte ich wieder ausloten.< Und was passt bitte besser dazu als eine klare Brühe?   Meingefangen


W e n i g e r   i s t   m e h r   F o k u s


Ich bin in der Tat kein Mensch fürs Fasten. Schon immer zu ziemlich gebaut, um einen Essensentzug für mehr als fünf Stunden durch zu halten. Doch schon während der Schulzeit hab ich am eigenen Leib erfahren, dass leichte Kost die Denkkraft stärkt. Was nicht so schwer im Magen liegt, benötigt eben weniger Energie zum Verdauen. Was man dabei spart, tut Geist und Gewissen gut.
Vielleicht ist das auch der Grund meiner Vorliebe für die japanische Küche. Ihre Köstlichkeiten sind so zart und natürlich im Geschmack, dass ich nicht auf ein Fest des Gaumens verzichten und doch nie die Schwere des Übersattseins tragen muss.


Eigentliches Highlight hoher japanischer Küche ist die klare Brühe. Sie ist fester Bestandteil des <Kaiseki>, des leichten Mahls. Sobald man diese <Dashi>  geschmacklich zu schätzen verstanden hat, so hat mir meine japanische Kochleherin verraten, hat man das Geheimnis der japanischen Kochkunst gelernt.


Für eine gedankenklare Suppe mit Zwiebel-Yam-Bällchen gehört in den Einkaufkorb:

1 TL getrockenete Kombu-Meeresalge bzw. 10 cm2 frische Kombu
1 TL Sojasoße, dunkel
50 g Zwiebel
100 g Yam-Wurzel
1 Eiweiß
1 Espressotasse Weissmehl
Salz


Der Weg ist das Ziel:
  1. In weichem Wasser den Kombu-Seetang eine Stunde lang einweichen. 
  2. In der Zwischenzeit die Zwiebel sehr fein hacken. Mit Grazie und Geduld wie ein echter Japaner. Das geht umso einfacher mit Riuichi Sakamoto’s. 
  3. Danach die Zwiebeln in einem Sieb für ein paar Sekunden in kochendes Wasser halten. Das nimmt die Schärfe, aber lässt der Zwiebel ihre Süße und bissige Konsistenz, hat man mir ebenso verraten. 
  4. Die Yam-Wurzel schälen und fein reiben. Dabei entsteht ein schleimiger Brei. 
  5. Nun das Eiweiß schaumig schlagen. Die Zwiebel und den Yam-Brei unterheben. Nach und nach das Mehl zugeben und gut unterrühren. 
  6. Das Kombu-Wasser zum Kochen bringen. Sobald es das tut, den Topf von der Kochstelle nehmen und den Schaum von der Oberfläche abschöpfen. 
  7. Nun kann es etwas tricky werden. Eigentlich wird die Brühe nun erneut zum Kochen gebracht, das Zwiebel-Yam-Gemisch zu Bällchen geformt und sanft in die Brühe zum kochen geben. Sollte diese hohe Kunst japanischer Küche nicht richtig glücken und die Bällchen nicht ansatzweise durch werden, gibt es immer noch die Möglichkeit die Bällchen kurz zu frittieren. Das ist zwar nicht ganz im Einklang mit der Öl-Sparsamkeit der japanischen Küche, doch bewahrt vor Kochfrust. 
  8. Mit einer Prise Salz und auf keinen Fall mehr als 1 TL Sojasoße die Brühe verfeinern.



Ich hab in Verdacht, dass im Erreichen klarer Gedanken das eigentliche Geheimnis des Fastens liegt. Geht es in den Wurzeln der Fastentradition nicht darum, den geistigen Fokus wieder zu richten? Auf das wirklich Bedeutsame. Auf Größeres.

Ich werde auch in 2014 sicherlich nicht vierzig Tage lang auf handfestes Essen verzichten können. Doch klare Gedanken wie klare Brühe hätte ich gern. Meinen Fokus möchte ich wieder ausloten. Vielleicht sollte ich auf das verzichten, was vermeintlich unverzichtbar zu meinem Tag gehört wie Mahlzeiten. Vielleicht sollte ich vierzig Tage lang Abstand nehmen von den täglichen Klicks durch die Online-Weiten, stattdessen große Pläne schmieden und das Leben auskosten. Gesprochene statt geschriebene Worte feiern. Es wird seltsam. Schließlich schaffe ich es schon lange meine www-Favoriten blind abzurufen. Doch ich will den kleinen Selbstversuch zeitgenössischer Askese wagen. Damit sich der Fokus wieder richtet. 







Bilder und Text Meingefangen

5 Kommentare:

  1. klare gedanken brühe
    wow

    das erste bild...
    kann die augen nicht davon lassen
    wirkt direkt nur vom hinsehen klärend

    AntwortenLöschen
  2. klare gedanken brühe, das ist auch bei mir das wort, das hängenbleibt, das wort, das hilft, den fokus neu auszuloten. ich danke euch beiden für diese schöne zwischenzeit! liebe grüße, theresa

    AntwortenLöschen
  3. bilder
    die sich ansehen
    worte
    die sich lesen
    wie klare brühe
    und solche gedanken machen.

    AntwortenLöschen
  4. Bitte einen großen Topf Klare Gedanken Brühe für mich. :) Das passt ja wunderbar für meinen letzten Fastentag heute. Ich habe nur drei Wochen, nicht sieben, mitgefastet und bin fast ein wenig traurig dass es schon vorbei ist.

    AntwortenLöschen

Merci.